In eigener Sache: “Promovierende aller Länder, vereinigt euch!”
Unser Institut für Kartellrecht an der Heinrich-Heine-Universität hatte zum 1. Düsseldorfer Doktorandenseminar eingeladen – mit Promovierenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die hatten ihren Spaß. Die Düsseldorfer Anwälte auch. Hier sind die wesentlichen Fotos und ein kurzer Überblick von Tristan Rohner.
Wo, wenn nicht in Düsseldorf? Immerhin haben wir uns zur „Hauptstadt des Kartellrechts“ erklärt. 50 Promovierende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von verschiedenen Lehrstühlen kamen auf Einladung des Instituts für Kartellrecht. Die KOM hätte sofort die Zwischenstaatlichkeit bejaht.
Jugend forscht
Herzstück eines Doktorandenseminars sind natürlich die Vorträge der Promovierenden. Hier zeigte sich, welche vielfältigen Themen und Ansätze das Kartellrecht bietet: von prozessualen Fragen (Beweismittel im Kartellschadensersatz) über die Herausforderungen neuer Technologien (Algorithmen und Kartellrecht; Facebook-Verfahren) zur Schnittmenge von Kartellrecht und Kapitalmarktrecht oder dem Verhältnis von Missbrauch und Fusionskontrolle. Die Promovierenden – durchaus mutig – präsentierten mit Herzblut und ließen sich auf kritische Fragen (und konstruktive Anregungen) ein.
Das Team des Instituts für Kartellrecht – angeführt von Geschäftsführer Jannik Otto und den Professoren Christian Kersting und Rupprecht Podszun – war aber ambitionierter: Die Doktorandinnen und Doktoranden sollten richtig gute Leute treffen, z.B. herausragende Praktiker.
Dr. Vanessa Farmand – Kartellrechtschefin der REWE Group – machte den Anfang und sprach über „Kartellrecht im Lebensmitteleinzelhandel“. Welcher aktuelle und explosive Stoff sich hinter diesem Titel verbirgt, dürfte auch den meisten Kartellrechtslaien klar sein.
Dr. Marc Zedler, frisch von der FTC zurückgekehrter Jurist aus der Generaldirektion Wettbewerb, erklärte die Zusammenschlüsse im Mobilfunksektor, die die Kommission in den vergangenen Jahren geprüft hatte.
Ökonomie und das Amt
Wenngleich nicht unumstritten: Der more economic approach lebt! Das zeigte nichts so gut wie die Teilnahme mehrerer Promovierender aus der Ökonomie sowie der Fachvortrag des hauseigenen Fachmanns und Direktors des DICE Professor Dr. Justus Haucap. Zielgruppe seines Vortrags zum Kartellrecht auf digitalen Märkten waren allerdings erkennbar auch die anwesenden Juristen, welche neueste ökonomische Impulse aufnehmen und (hoffentlich) gewinnbringend verarbeiten konnten.
Ein weiterer Höhepunkt des Seminars war das Kamingespräch mit Professor Dr. Konrad Ost. „Ihr fragt, er antwortet“ war das Motto dieses Formats. Diese Chance ließen sich die Promovierenden auch nicht entgehen und jagten den Vizepräsidenten des BKartA einmal quer durch das gesamte Kartellrecht. Die Inhalte des Gesprächs: vertraulich. Und so nahm Herr Ost kein Blatt vor den Mund, was den Abend wirklich spannend machte.
Anwälte – oder doch Schauspieler?
Für das Programm am zweiten Tag legten sich dann die Anwälte mächtig ins Zeug. Im Rahmen einer Case-Study, die Martin Raible (Gleiss Lutz) koordinierte, schlüpften die Promovierenden in die Rolle von Anwälten, die bei einer internen Kartellermittlung Informationen aus Kartellsündern herauskitzeln sollten. Diese für sich bereits ungewohnte und spannende Aufgabe wurde nur durch die jeweiligen Konterparts getoppt. Denn Highlight der Case-Study waren ohne Zweifel die Partner der Wirtschaftskanzleien in der Rolle der Kartellsünder. Raible und seine Kollegen Carsten Grave (Linklaters), Christian Karbaum (Glade Michel Wirtz), Rainer Velte (Heuking Kühn Lüer Wojtek), Jörg Witting (Bird & Bird) und Johannes Zöttl (Jones Day), offenbarten schauspielerisches Talent ohnegleichen.
Großer Dank gebührt auch den weiteren Förderern aus der anwaltlichen Praxis, die diese Veranstaltung in diesem Format erst möglich gemacht haben – neben den genannten Kanzleien waren dies Baker McKenzie, Clifford Chance und Hengeler Müller.
Fazit
Für Doktorandinnen und Doktoranden war es ein kurzer Ausbruch von der einsamen Tätigkeit am Schreibtisch – und allein die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen machten Mut für das nächste Kapitel – vom inhaltlichen Input ganz zu schweigen. Der Austausch klappte auch mit den „Profis“ aus Praxis und Wissenschaft hervorragend. Nach jedem Vortrag kam eine Flut an intensiven Fragen auf. Wir freuen uns auf das nächste Mal!
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